Liebe Leserin, lieber Leser,
ein Freitagmorgen Ende März, Flughafen München, 8.45 Uhr, Terminal 2, eine Viertelstunde vor Abflug von LH99. Carsten Spohr trifft an Gate 16 ein. Anzug, Krawatte, Aluköfferchen. Er gibt einem nicht einfach die Hand, sondern läuft mit ausgestrecktem Arm auf einen zu. Siegerlächeln.
Mit Spohr in einer Wartungshalle am Flughafen Frankfurt.
Spohr sagt, er habe eben noch mit seinen Töchtern gefrühstückt, das sei der Vorteil an diesem 9-Uhr-Flug, »haben Sie auch Kinder?«. So begann unser Aufeinandertreffen mit dem Lufthansa-Chef, über den ich gemeinsam mit meinem Alexander Kühn ein großes Porträt recherchiert habe. Trotzdem ich Spohr nun schon seit weit mehr als einem Jahrzehnt kenne, habe ich einiges Neues über den Spitzenmanager gelernt. Den Text gibt hier, wer lieber hören mag, kann das hier tun.
Die Erfinderin der Abnehmspritze
Ende vergangenen Jahres: Ein Einfamilienhaus mit einem herzförmigen Kranz an der Haustür, davor eine Bank im Kopenhagener Edel-Stadtteil Gentofte. Draußen schneit es. Drin knistert der Kamin, ein Klavier steht im Wohnzimmer, Kerzen flackern. Hier lebte einst die Familie Hagedorn. Hans Christina Hagedorn war Mitentwickler der Hagedorn-Jensen-Methode zur Messung des Blutzuckers und des ersten langwirkenden Insulinpräparats zur Behandlung des Diabetes mellitus. Novo Nordisk hat das Haus zurückgekauft, nutzt es heute für Tagungen und Termine. Oder Interviews. Lotte Bjerre Knudsen klingelt. Sie trägt einen Louis-Vuitton-Rucksack, der ein Stilbruch zu ihrer Kleidung ist. Sie ist wie immer mit der S-Bahn gekommen, nur ihr Mann hat ein Auto. Knudsen versprüht sofort Energie.
Foto: Jeppe Bøje Nielsen
Auf die Frage, ob sie das Interview lieber auf Dänisch führen würde, antwortet sie: »Auf gar keinen Fall. Ich spreche bei meiner Arbeit ausschließlich Englisch.« Auch Deutsch kann sie. Knudsen lernte die Sprache in einer in katholischer Privatschule in Kopenhagen. Sonst erinnert sie sich vor allem an endlos lange Autobahnen schwitzend auf dem Rücksitz des elterlichen Autos auf dem Weg in die Sommerferien nach Deutschland. Sie plaudert über ihren Lieblingsfußball-Verein Borussia Dortmund. Ihre Bescheidenheit an diesem Morgen täuscht schnell darüber hinweg, dass sie mit der Abnehmspritze einen Wirkstoff erfunden hat, der die Welt verändert. Supermärkte fürchten Kaufzurückhaltung, Airlines hoffen darauf, weniger Kerosin zu verbrauchen, weil die Passagiere leichter werden. Und Dialyseanbieter laufen Gefahr Geschäft verlieren, weil Patienten die Blutwäsche weniger benötigen könnten. Lotte Bjerre Knudsen gab meinem Kollegen Alexander Preker und mir das erste größere Interview in einem Publikumsmedium überhaupt. Das Interview auf Deutsch und hier auch in englischer Sprache. Wer das Interview lieber vorgelesen bekommen möchte, klickt hier.
Die Leiden der Apotheker
Apotheker gelten als Großverdiener des Gesundheitssystems. Doch vor allem kleine Apotheken fernab der Metropolen kommen oft kaum über die Runden. Und jetzt ärgert sie auch noch das E-Rezept. Ich habe eine Apotheke in Bünde in Ostwestfalen besucht, um mir die Situation vor Ort anzusehen. Es gab viel Feedback, hier berichte ich in einem Podcast über die Hintergründe und das Klischee vom porschefahrenden Schubladenzieher. DocCheck Podcast; Spotify; Apple Music
Mit Apotheker Reinhard Rokitta in dessen Punkt-Apotheke in Bünde
Die Prostata-Päpste
Hätten Sie es gewusst? Ausgerechnet in Hamburg steht jene Klinik, in der die meisten Männer wegen Prostatakrebs operiert werden – weltweit. Mich hat interessiert, wie ein ganzes Krankenhaus ein Organ so groß wie eine Kastanie zum einzigen Thema machen kann und so habe ich mich in der Martini-Klinik am Universitätsklinikum Eppendorf verabredet. Ganz nebenbei habe ich die wohl skurrilste Art kennengelernt, Kaffee zu kochen. Doch mehr dazu hier im Text.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Frühlingszeit,
Ihr Martin U. Müller
PS: Tagesaktuelle Hinweise auf Texte gibt es nun auch in einem eigenen WhatsApp-Kanal.
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